Laufbericht zum 17. Bremerhaven Marathon von Fritz Rietkötter
Unwetterwarnung vor Starkregen und Gewitter. Das war die Prognose für den Laufsonntag. Den Samstag berührte das zum Glück nicht, den der stand wie gehabt unter dem Motto, ein wenig die Stadt kennenlernen, bummeln und -na klar- Startunterlagen abholen. Zum Teil sonniges Wetter mit angenehmen Temperaturen zogen Maria und mich erstmal an den Weserstrand und in den Hafen. Ein bischen schlendern halt…
Am Sonntag sollte es dann kommen wie vorhergesagt. Schon morgens früh um 6h sorgte der Regen dafür, dass der Wecker zum wach werden eigentlich nicht notwendig war. Egal, der zweite Marathon nach dem Corona Lockdown stand an, zudem sollte meine Marathon Sammlung der drei Häfen Wilhelmshaven, Cuxhaven, Bremerhaven komplettiert werden. Also raus aus den Federn und los. Maria schaute noch ein wenig skeptisch, als sie in den Wagen stieg aber auch da galt, mit gefangen mit gehangen :- ) Für sie stand ihr nächster Halbmarathon auf dem Programm.
geschafft
Der Bordcomputer meldete auf der Hinfahrt immer wieder „eingeschränkte Sichtverhältnisse“. Hätte der mich nicht daran erinnert, ich hätte den Regen gar nicht gesehen. Dann kurz hinter Bremen, die Wolken rissen etwas auf, kein Regen. Ach dachte ich, sollten wir Glück haben? Im Nachhinein gesehen weiss ich, nee – nur eine hinterlistige Finte des Wetters. Den Läufer in Sicherheit wiegen und zuschlagen …
In Bremerhaven angekommen hiess es wie gewohnt, erstmal etwas Marathonluft im Startbereich schnuppern, dann in den Callroom und schließlich auf den zugewiesenen Startplatz. Klar, Corona hatte auch hier seine Hände im Spiel, aber egal, wenns dagegen hilft.
bummeln... im Vergleich zu Sonntag ein trockener Sommertag mit Höchsttemperaturen :- )
sammeln im CallRoom
Maria startete zum Halbmarathon um 12h, so hatte ich meine persönliche Fanabteilung dabei. Noch schnell zwei Fotos und dann ging es um kurz nach 9.00h auf die vier Runden. Zwar immer die gleichen Runden -wie soll es auch anders sein- aber eine tolle Laufstrecke. Durch die Fußgängerzone, über eine kleine Schleife ran an den Weserstrand, am Deich entlang, Auswandererhaus, Klimahaus, Zoo, Hafen mit der historischen Bremer Kogge, wieder am Deich diesmal Landseite, links das zum Museum umgebaute U-Boot „Wilhelm Bauer“, wieder eine Schleife, durch ein Wohngebiete, entlang der Geeste und wieder zurück in die Fußgängerzone. Das ganz 4mal, die Halbmarathonis durfte nur 2mal, selbst schuld… ;- )
Zu Beginn der ersten Runde war es noch trocken und angenehm warm. Der Wind mal von hinten mal von vorne, aber nicht nennenswert zu dem Zeitpunkt. Es schien alles ok. Wer sich die gute Laune verderben lassen wollte, der schaute mal kurz in den Himmel. Denn da kündigte sich an, was Mitte der ersten Runde begann und ab der zweiten Runde zum Dauerthema wurde. Regen, Regen, Regen….
Startplatz gefunden
gleiche Zeit - zwei Perspektiven ... und los gehts
schönes Wappen
rauf auf den Deich
ran an den Weserstrand
Eigentlich mag ich ja Regen beim Laufen. Dieses leichte Tröpfeln der Regentropfen auf dem Körper, das Wasser, das einem mal hinten in den Nacken läuft oder wahlweise mit Wind vorne im Gesicht landet. Die Laufsachen, die am Körper kleben und mit der Zeit an den unglücklicheren Stellen zu scheuern beginnen, das Wasser, das wahlweise von vorne oder von hinten oder von oben in die Laufschuhe läuft (das geht auch gleichzeitig), die bei jedem Schritt quietschenden Laufschuhe, das vom Cap sachte tropfende Wasser, die Pfützen wo man besser sofort durchläuft damit beide Füße einmal gleichmäßig nass sind, die Autos mit ihren Wasserfahnen am Heck. Das alles hat einen beschaulichen, ja fast meditativen Charakter. Wenn man nicht noch 4 Stunden Marathon laufen müsste und wenn nicht so ein leichter, kalter Wind dabei wäre und wenn die Pfützen sich auf eine Seite der Laufstrecke beschränken würden. War aber alles nicht in Bremerhaven. Es schüttete zwischendurch, dann wieder leichter Regen, dann mal kein Regen (die Zeit war aber eher weniger lang). Eine gute Nachricht gibt es aber immer: das Meiste fällt vorbei.
das ist mal nee Bank
schöne Passage
mit der Kogge kam der Regen
da hinten komme ich
Regen, egal
diesiger Ausblick
Gärten gab es auch
Ach ja, gelaufen wurde ja auch nicht. Ziel war es, wieder um die 4:30h einzulaufen. Also los. Erste Runde Laufrhythmus aufnehmen, dann knapp über einem 6min/km – Laufschnitte einpendeln und Runde um Runde, Kilometer um Kilometer abspulen. Die Laufstrecke war sehr gut abgesperrt, der Laufuntergrund ok, auch wenn die Passagen mit dem elendigen Kopfsteinpflaster immer ungemütlich zu belaufen sind und sich nur einige wenige Fußgänger auf der Strecke befanden, die mit Schirm und Regenjacken dem Wetter trotzen wollten. Die haben sich das bis Mittag allerdings auch anders überlegt. So war es ruhig, streckenweise sehr ruhig…
Zeit für sich selbst, für die Strecke, die markanten Punkte. Den Gedanken nachhängen, die Kilometer abspulen, den Regen ignorieren, hin und wieder Laufgeschwindigkeit und Puls checken. Was man eben so macht, wenn man über 4 Stunden mit Marathon beschäftigt is
sogar musikalische Unterstützung gab es, nur etwas leise waren die schon :- )...
totale Ruhe
wohin jetzt genau??? Helfer waren immer da - Danke!
Irgendwann kommt dann wieder der Punkt, wo Marathon auch keinen Spass macht. Wo Wind und Regen an den Kräften zerren, wo man die Deichrampe runter läuft und gefühlt jeden Schritt in eine abwärts fließende Pfütze setzt. Und die Deichrampe musste man auch erstmal hoch, dazu kamen einige leichte Steigungen an Brücken, die mit fortlaufender Zeit ebenfalls an den Kräften zerrten. Zudem die wenigen Passanten, die eher mitleidig denn aufmuntern dreinschauen. Ein kleines Mädchen fragte seinen Vater „warum läuft der Mann da?“ –ich wollte die Antwort gar nicht wissen.
Das ist dann der Punkt, wo Marathon gearbeitet werden muss. Gedanken ausschalten und einfach nur laufen. Schritt um Schritt, Meter um Meter, Kilometer für Kilometer. Keine Fragen an sich selber stellen, die Antworten will man eh nicht hören. Einfach das machen, weswegen man hier her gekommen ist, nämlich laufen...
Pfütze an Pfütze
wer war schneller unten, das Wasser oder ich? ....
Regen, Regen, Regen... und doch immer weiter
Denkmal - denk mal nach....!
nur nicht drüber laufen, wenn das aus ist!
Zeit für Gedanken
und ewig grüßt das Murmeltier. Vier Runden vier mal das gleiche Bild... ok, das letzte habe ich mir verkniffen .....!
natürlich hab ich das vierte auch gemacht! Hatte ja Zeit
Bekanntlich geht es weiter, immer weiter. Und so auch hier. Runde um Runde einen Harken machen und dann auf die letzten Meter. Rein in die Fußgängerzone und rauf auf die Ziellinie. Wieder dieses geile Gefühl erleben, es geschafft zu haben. Sich nicht abbringen lassen, den Regen Regen sein lassen und einen Marathon finishen. Es ist immer wieder toll, diese letzten Meter zu laufen. Zuschauer, die Stimmung machten, waren jetzt auch da und so blieb die Uhr im persönlichen Zeitfenster perfekt bei 4:28:52h stehen, was Platz 8 in meiner Altersklasse bedeutet.
Es hat wieder Spass gemacht und das zählt. Eine weitere Stadt schlendernd am Vortag und laufend am Marathontag erfahren und das persönliche Ziel erreicht. Schön wars. Dann ran an die Zielversorgung und zum Wagen um trocken zulegen. Anschließend wieder fix in den Zielbereich, denn Maria müsste bald ihren Halbmarathon finishen. Immer dieser Stress :- ) Geschätzte irgendwas um die 2:15h bis 2:30h sollten es werden. Mal sehen, dachte ich mir. 12h war Start, somit war .
ich ab 14.10h an der Ziellinie und siehe da, klitsche nass und mit einem breiten Grinsen lief Maria mit 2:15:16h über glücklich und „pünktlich“ über die Ziellinie, was Platz 4 in Ihrer Altersklasse bedeutet
Das Fazit zum immerhin schon 17. Bremerhaven Marathon war durchweg positiv. Top abgesperrte Strecke, tolle Streckenführung sehr gut organisierte Verpflegungspunkte. Man bekommt von Bremerhaven alles zu sehen. Dazu die Weser mit Strand. Ich komme gerne wieder, dann vielleicht mit etwas weniger Regen….
Foto: larasch.de - Bremerhaven Marathon -- Danke für die tollen Bilder