Bucharest Marathon - ein Laufbericht von Fritz Rietkötter
Der Bucharest Marathon mit fast 14.000 Teilnehmern spiegelte gefühlt alle Facetten einer Stadt wieder, die aus historischen wie funktionalen Gebäuden besteht und deren typische Ostblock – Architektur einen wesentlichen Charakterteil ausmacht. Warum Bucharest auch „Klein Paris“ oder „Paris des Osten“ genannt wird, habe ich an diesem Wochenende zweifelsfrei kennen lernen dürfen.
Der Samstag Morgen war zunächst, wie immer bei einem Marathonwochenende, für die Marathon Messe reserviert. In aller Ruhe einchecken, die Startunterlagen abholen und sich mit den örtlichen Gegebenheiten im Start-/Zielbereich vertraut machen. Anschließend blieb Zeit genug für einen ausgiebigen Stadtbummel, schließlich bedeutet Marathon auch immer, die Gegend kennen lernen, in der das Laufevent stattfindet.
geschafft
Wie üblich startet dann der Marathon morgen mit einem kurzen Blick aus dem Fenster, um das Wetter zu checken und einem ruhigen Frühstück. Ohne Mampf schließlich kein Kampf. Und das der Kampf heute noch richtig stattfinden sollte, war zwar früh morgens nicht zu erahnen aber irgendwie auch klar. Denn Marathon ist nun mal, bei aller Lauffreud, kein Spaziergang.
auf den Weg ins Start/Zielgebiet
und auf in den Startblock
gesagt, getan :- )
Gut eine Stunde vor dem Start fand ich mich im Startbereich ein und hatte auf diese Weise genug Zeit, um die Atmosphäre aufzunehmen und zu schauen, wie so ein Großevent in Rumänien abläuft. Wie heißt es doch immer so schön: andere Länder, andere Sitten. Der Start-/Zielbereich vor dem imposanten Parlamentsgebäude war schon toll gewählt. Die aufgehende Sonne tauchte das riesige Gebäude in ein Marmor farbenes weiß und lies das immerhin zweit größte Regierungsgebäude der Welt imposant erstrahlen. Die Atmosphäre war locker, kein Stress. Alles war also angerichtet.
Zirka 15min vor dem Start ging es dann in den eigentlichen Startbereich, ich war in Sektor E eingeteilt. Alles ohne Stress, gut organisiert und übersichtlich ausgeschildert. Also ran an die Strecke. Pünktlich um 9.30h fiel der Startschuss und das bunte Läuferfeld machte sich auf den Weg durch Bucharest. Bis zum Ziel Halbmarathon waren Marathon- und Halbmarathonstrecke identisch. Viele Sehenswürdigkeiten, die ich durch meine Sightseeingtour am Vortag schon zuordnen konnte, wurden passiert. Einige Wendepunktstrecken sorgten für ordentlich Stimmung auf dem Kurs. Wir durchliefen einen Park, es gab viele Musikgruppe. Alles in allem ein toller erster Streckenbereich bis Halbmarathon.
beeindruckendes Parlamentsgebäude
auf der Gegenseite binich 4,5 Stunden :- )
toll, die Wasserspiele, auch im dunkeln!
dominate neubarock Architektur
die haben echt Stimmung gemacht
tolle Strecke
Die ersten Kilometer verliefen ruhig. Rhythmus finden, Atmosphäre aufnehmen, die teilweise reich verzierten Häuserfassaden betrachten. Da lernte man schnell, was der Reiseführer unter einer „dominanten neubarock Architektur“ verstand. Der Puls pendelte sich direkt in meinem normalen Marathonbereich ein. So konnte es weiter gehen. Neben mir liefen einige Italiener, Franzosen und Schweden. Noch war Zeit für einen kurzen Schnack, denn der eigentliche Marathon beginnt schließlich erst ab Kilometer30, naja oder etwas früher…
Wieder Puls checken, Geschwindigkeit an den Kilometer-Beschilderungen kontrollieren. Es ging über die großen teilweise 3- / 4-spurigen Straßen. Streckenweise hatte man das Gefühl, dass ganz Bucharest für den Marathon gesperrt war. Wieder Musikgruppen. Dann entlang des Flusses Dambovita weiter Richtung Acrul de Triumpf. Und wieder dieser Gedanke an die Bucharester Beinamen „Paris des Osten“. Alles ist etwas kleiner als in Paris aber trotzdem sehr eindrucksvoll.
und immer wieder diese leichten Steigungen
spannende Einzelheiten
und wieder moderne Architektur
Stimmung auf dem großen Platz
fast wie in Frankreich
alle gut drauf
Musik geht immer
da wurde Bucharest mal eben gesperrt
Danke an die Helfer!
Plötzlich hörte ich von hinten jemanden fragen, och wo liegt denn Wildeshausen? Ich musste erstmal vom ständigen Englisch sprechen wieder auf die deutsche Sprache umschalten, um überhaupt reagieren zu können. Doch ein Deutscher im Marathonfeld oder hatte ich mich verhört? An Halluzinationen leide ich eigentlich nicht. Tatsächlich, Andreas Bettingen aus München, ein Reporter des Laufmagazin marathon4you lief da neben mir. Wir wechselten ein paar Worte und weiter ging es. Die Strecke blieb abwechslungsreich und interessant. Die Gebäude wechselten zwischen modern und historisch. Vorbei an einer Gedenkstatue, sah fast aus wie Lenin, war er aber nicht, sondern die Statue von Mihail Kogălniceanu. Wieder ran an den Fluß und schon kam abermals das riesig wirkende Parlamentsgebäude in Sicht. Die Halbmarathon Läufer bogen links Richtung Ziel ab und wir Marathonläufer durften die nächsten 21km angehen.
nee, das ist nicht Lenin :- )
tolle Gebäude
und wieder Stimmung
tolle Weitblicke
die hatten Spass
ein bischen Park gab es auch
die hat man Kilometer weit gehört
Und jetzt kam, was man durchaus das zweite Gesicht dieses Marathons nennen darf. Jetzt folgte das absolute Kontrastprogramm zum ersten Streckenteil. Jetzt ging es durch die Wohnviertel von Bucharest. Mittlerweile stand die Sonne hoch und die angekündigten 27 Grad bei wolkenlosem Himmel sorgten dafür, dass es richtig heiß wurde. Keine Schatten spendenden Bäume, jetzt wurde der Körper gefordert.
Es ging wieder über diese 3-/4- spurigen Straßen. Es gab nur einen kleinen Unterschied. Diesmal waren kaum noch Zuschauer am Streckenrand, die motivierend applaudierten, keine Musikgruppen die für Stimmung sorgten und die Verpflegungsstände waren deutlich zu weit auseinander. Da die Halbmarathonis von der Strecke waren, wurde auch das jetzt weit auseinander gezogene Läuferfeld deutlich ausgedünnt. Jetzt fing Marathon an, keine Frage.
Gute 4 Kilometer eine endlos grade mehrspurige Straße rauf und nach einer Wendepunktstrecke auf der anderen Seite wieder runter. Die Sonne sorgte für ordentlich wärme. Jetzt musste Marathon gearbeitet werden. Jetzt lief der Kopf, alles andere funktionierte nur noch. Mein Rhythmus stimmte, ich nahm die Geschwindigkeit etwas raus und konzentrierte mich aufs Laufen. Irgendwo bei km28 kam eine Verpflegung. Jetzt erstmal für Abkühlung sorgen. Wasser nicht nur trinken sondern einmal komplett über den Körper. Ich tropfte und triefte wie ein überdimensionaler Schwamm. Wie gut doch solch eine Abkühlung tut, dachte ich noch bei mir. Dann wieder Puls kontrollieren, wieder ran an die Strecke. Wieder Meter um Meter. Nicht denken sondern laufen. Wieder an so eine endlos scheinende gerade Straße ran. Die wollte irgendwie nicht aufhören. Es geht weiter, immer weiter.
Ich überholte den einen oder anderen Staffelläufer. Auch die scheinen mittlerweile zu merken, dass selbst als Staffel mit diesem Teil der Marathonstrecke nicht zu spaßen war. Es motivierte allerdings auch, dass ich als Einzelläufer Staffeln überholen konnte. Ein gutes Zeichen für mich, dass Kraft und Ausdauer stimmten. Schließlich lief ich noch auf einen Läufer des 100MarathonClub Dänemark auf. Der war sichtlich bedient. Ich versuchte ihn noch etwas zu motivieren, was allerdings nicht wirklich gelang. Also weiter, Kopf arbeiten lassen und alles andere ausschalten. Ist ja Marathon.
....und dann wurde es heftig. 27 Grad - kaum Schatten - man war für sich auf den großen Straßen. Hier musste der Kopf funktionieren....
Wie es aber immer ist, so kommt es auch hier. Die Monotonie des Seiens zwischen km 23 und km36 nahm ein Ende. Es ging wieder auf den Hauptboulevard, der direkt auf das Parlamentsgebäude führte. Wieder dieses imposante Gebäude in der Ferne, wieder vorbei an den vielen Springbrunnen. Dann rauf auf die letzten Kilometer. Der Zielbereich kam wieder in Sicht. Eine letzte Linkskurve und schließlich rauf auf die Zielgerade.
nochmal Tempo machen
einfach stark
dahinten ist das Ziel
Rechts das Parlamentsgebäude, vor mir die Zieluhr. Es war geschafft. Der Moderator erzählt irgendetwas von …. Germany…, der musste mich meinen… Dann war es geschafft, bei 4:34:52h blieb schließlich die Uhr stehen.
Das Fazit zum Bucharest Marathon fällt dann auch zwei geteilt aus. Organisation und der erste Teil der Streckenführung ist klasse, der zweite Streckenteil bedürfte einer deutlichen Überarbeitung. In Summe ist Bucharest eine spannende Stadt, die es lohnt, erkundet zu werden.
Hintergrund / Sightseeing
Bucharest (rumänisch: București) ist die Hauptstadt Rumäniens. Sie ist mit etwas mehr als 1,8 Millionen Einwohnern und einer urbanen Agglomeration von 2,2 Millionen Einwohnern die achtgrößte Stadt der Europäischen Union.
Nachdem Bukarest 1659 Târgoviște als Landeshauptstadt endgültig abgelöst hatte, wurde es zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Walachei und später von Rumänien. Die Stadt verfügt über mehrere Universitäten, verschiedene andere Hochschulen sowie zahlreiche Theater, Museen und weitere Kultureinrichtungen.
Die kosmopolitische Hochkultur und der dominierende französische Einfluss der neubarocken Architektur der Stadt brachten ihr den Beinamen Micul Paris („Kleines Paris“, auch „Paris des Ostens“) ein
Quelle und weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bukarest