Gemeinsam Laufen in unserer Region. Die individuelle Fitness stärken, Stress abbauen und Spass beim Laufen unter Gleich- gesinnten. Der Wildeshauser Lauftreff bietet mehr als “nur Laufen!” Der Slogan “Fitness und mehr!” ist Programm.

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Der Marathon in einer Stadt aus tausend-und-einer-Nacht, dem Schmelztiegel der Kulturen - ein Laufbericht von Fritz Rietkötter

Istanbul, eine Stadt mit fast 20 Mio. Einwohnern (Vergleich Ruhrgebiet 11 Mio oder Dänemark 8 Mio) und einer Dreijahrtausende alten Geschichte. Egal wie Istanbul schon hieß, ob Byzanz oder Konstantinopel, diese Stadt verbindet nicht nur die Kontinente Europa und Asien, sie ist auch seit dreijahrtausenden ein Schmelztiegel der Religionen und Kulturen. Klosterkirchen, byzantinische Kathedralen, Moscheen und prachtvolle Sultanspaläste. Man kann sich diesem Leben mit wuseligen Märkten und Basaren nicht entziehen. Die türkische Küche, der türkische Kaffee und türkischer Tee, alles unglaublich abwechslungsreich und irgendwie anders. Hier treffen Europa und Asien aufeinander, nur durch einen Fluss getrennt, dieser wichtigsten Wasserstraße der Welt, und verschmelzen zu einer fast 120km langen Stadt an den Ufern des Bosporus.

Und genau diesen Ort galt es, laufend und gehend zu erkunden. Einen Marathon von Asien nach Europa, über die Bosporus Brücke, entlang des Marmararmeeres, des Golden Horn, des Bosporus, vorbei an der Hagia Sophia, der Blauen Moschee, unzähliger geschichtlicher Orte, um dann im Hippodrom einzulaufen. Da wo schon zu Zeiten von Kaiser Konstantin und während der Perser Herrschaft Wagenrennen, Leichtathletik Wettkämpfe und Volksbelustigungen stattgefunden haben. Umrahmt wurde alles von einem tollen Kultur und Sightseeing Programm durch diese, nicht nur für norddeutsche Verhältnisse, unglaubliche wusilige und niemals ruhende Metropole.

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Los ging es am Donnerstag Morgen mit dem Flieger von Langenhagen zum Airport Istanbul. Dort wurden wir von dem Team Laufreisen.de, unserem Reiseanbieter, in Empfang genommen und die ganzen Tagen perfekt betreut. Damit sich die ganze Laufreisen-Gruppe kennen lernen konnte, gab es ein gemeinsames Abendessen. Eine ideale Gelegenheit, sich auszutauschen, kennenzulernen und so erste Kontakte zu knüpfen. Der nächste Tag startete zu Sonnenaufgang um 5.45h mit dem Ruf des Muzin aus einer der 3.600 Moschen. Welche gerade in unserer Nähe war, ist eigentlich egal. Los ging es mit einem Morgenlauf am Bosporus bei aufgehender Sonne und einem anschließend sehr gut schmeckenden Frühstück. Der Freitag Vormittag war schließlich für den Besuch der Marathonmesse reserviert. Hier merkte man bereits, dass man sich in einer „anderen Welt“ befindet. Der Einlass führte durch eine Sicherheitsschleuse incl. Personenkontrolle. Dann weiter in den eigentlichen Ausstellerbereich. Laut und wuselig auch hier. Eine sehr schöne Einstimmung auf den Marathon, keine Frage. Anschließend ging es dann zum geführten Stadtspaziergang. Durch enge Altstadtgassen, dem Takzim Platz und und und…. Der Samstag Morgen startete wieder mit einem Sonnaufgangslauf. Dieser Tag war für die absoluten High Lights Blaue Moschee, Hagia Sophia, Basar und Bosporus Schifffahrt reserviert. Unser Türkischer Guide gab Einblicke in die Kultur und Religion der Türken bis hin zu der Erklärung, wie man als gläubiger Moslem richtig betet und sich vorher richtig wäscht. Abends dann eine „Pasta Party“ beim Türken „um die Ecke“. Noch mehr Istanbul geht schon fast nicht.

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Und dann war es endlich soweit. Der Marathontag startete. Pünktlich um 5.10Uhr klingelte der Wecker –deutlich vor dem allmorgendlichen Muezzin-Ruf. Dann 5.45Uhr Frühstück und schließlich um 6.45Uhr Abmarsch zum Sammelplatz vor der Hagia Sophia, von wo die Läufer der 10km/15km und Marathon Distanz per Bus zum Startbereich auf der asiatischen Seite der Bosporus Brücke gebracht wurden. Im Minutentakt fuhren die Busse in die Einstiegszone, um anschließend randvoll mit Läufern in Richtung Brücke abzufahren. Man sollte denken, alle Busfahrer wüssten, wo es hingeht. Weit gefehlt. Unser Bus musste zweimal seinen Rückwärtsgang ausprobieren, da dem Fahrer wohl vorher niemand gesagt hat, wie er zum Startbereich fährt. Aber egal, Zeit war genug und akribische Organisatoren scheinen die Türken eh nicht zu sein. Es wird sich alles finden. Wie soll es auch sonst in einer solchen Megastadt funktionieren…

Schon der morgendliche Anblick der Bosporus Brücke war gigantisch. Die Sonne ging über dem Ufer, den Häusersilhouetten und den Hügeln des Bosporus auf und mitten drin lag die Brücke. Dann drüber weg und rein in den Startbereich. Bei der Anfahrt konnte man bereits diese unglaublichen Menschenmengen in den unterschiedlichen Startkorridoren und der sich in die Hügel erhebenden 8 spurigen Schnellstraße, die zur Brücke führt, sehen. Zusammen mit der 8km Walking-Strecken, an der alleine ca. 100.000 Menschen teilnahmen, stellten sich da fast 120.000 Menschen auf. Auch das Wetter war perfekt. Sonnige fast 20Grad ohne Wind und manchmal etwas wolkig waren angekündigt. Petrus hatte als Läuferfreund auch seinen Teil beigefügt.

Erst ging es bei der Ankunft von dem Busbereich hin zu den Gepäckbussen. Dort wurde der Kleiderbeutel  abgegeben. Da musste man schon genau wissen, welcher dieser Busse nun der eigenen Startnummer zugeordnet war. Links der Schnellstraße die Marathonbusse, rechts die 10km- und 15km Busse. Von einer zur anderen Seite war kaum ein Durchkommen. Wir waren gut gebrieft und hatten so unseren Gepäckbus schnell gefunden. Dann rein ins Starterfeld. Um uns Türken, Bulgaren, Rumänen, Schweden, Deutsche, Finnen, Kasachen, Afrikaner und und und….

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Pünktlich um 9.00h setzte sich dann das Starterfeld in Bewegung. Aus zwei Korridoren ging auf die Bosporus Brücke. Von der 65Meter hohen Brücke, deren Pylone weitere 100 Meter hoch sind, hatte man einen unglaublichen Ausblick. Links die Silhouetten im Morgenlicht von Istanbul, rechts Istanbul und der Blick in die Weite des Bosporus. Unter uns fuhren Container- und Tankschiffe und es kreiste ein Kriegsschiff. Egal zu welchem Zeitpunkt vermittelte das Militär und die Polizei stets ein sicheres Gefühl und das war gut so!

Von diesem Höhepunkt „erholt“, ging es weiter auf der europäischen Seite. Entlang von Moscheen, geschichtsträchtigen Bauwerken. Dann wieder ein Blick auf den Bosporus. Das Läuferfeld schlängelte sich durch Istanbul. Schließlich über die Galata - Brücke, die über das Goldene Horn führt, wo wir Abends zuvor im unteren Bereich in einem der Restaurants gegessen hatten und wo oben täglich hunderte Angler stehen und abertausende Menschen den Fluss überqueren. Links wieder die Hagia Sophia. Dann am 10km Finish vorbei. Hier standen die Finisher unserer Gruppe und feuerten uns an. Weiter entlang des goldenen Horn, weiter durch die Geschichte Europas und Asiens. Schließlich eine ca. 1000m lange Steigung hoch und unter einem römischen Viadukt unterdurch. Dahinter ging es dann weiter Richtung Marmararmeer. Zwischendurch ein Schwatz mit einem Berliner 100Meilen-Finisher und weiter.  Dann mal ein Blick auf die Pulsuhr, um Geschwindigkeit und Puls zu checken. Was für eine Nebensächlichkeit. Maria und ich liefen einen ruhigen 6:30min/km Schnitt, da war alles im Lot.

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Irgendwann, ab km22, folgte dann der Streckenteil, den es bei jedem Marathon gibt. Es wurde für 4km ruhiger. Links erstreckte sich ein nicht enden wollender, blickdichter Bauzaun. Dieser Bereich am Marmararmeer wurde bebaut, halbfertige Hochhäuser reihten sich an neue Einkaufspassagen. Das wird einmal eine echte Skyline… Hier war Gelegenheit, sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg (denn dort raus führte eine Wendepunktstrecke) etwas für die Laufgeschwindigkeit zu machen.  Schließlich der Wendepunkt und ein weiteres Highlights. Jetzt hatte man rechts das Marmararmeer mit einer kleinen aber feinen Marina. Auf dem Meer unzählige Tank- und Containerschiffe. Im Hintergrund erstreckte sich wieder Istanbul mit seinen historischen wie modernen Gebäuden. Es gab so viel zu sehen. Zwischendurch ein Schwatz mit Schweden, Südafrikanern und Dänen. Und weiter, immer weiter. Maria lief ruhig und rund, die Zeiten waren nebensächlich und dennoch immer im Rahmen, um die 4:45h Endzeit nicht aus den Augen zu verlieren.

Schließlich km40. Jetzt war die Istanbul Kulisse förmlich zum Greifen nah auf der anderen Seite des Marmararmeeres. Weiter ging es in einer Linkskurve in und durch den Gühane Park in den Streckenbereich, der die Fitness noch einmal auf die Probe stellen sollte. Jetzt ging es gut 2km in mehreren leichten und stärkeren Steigungen in Richtung Ziellinie. Zunächst führte die Strecke durch einen tollen Park, gesäumt von Platanen, hindurch. Dann in einem Linksbogen raus auf die Straße und rein in den letzten Höhepunkt. Etwas über 1.000 Meter lang war dieser Anstieg zum Hippodrom, dem Ziel. Eine enge Läufergasse, gesäumt von vielen Zuschauern, die Mehrreihig an den Absperrungen drängten. Es wurde enger und lauter. Die Zuschauer feuerten uns an. Jetzt hiess es kämpfen und die Steigung laufend bezwingen. Hier war Gehen keine Option. Hier hiess es Laufen ohne wenn und ohne aber! Der Puls, der sich schon auf Finish eingestellt hatte aber ja wusste was da kommt, schoss hoch. Ich feuerte Maria nochmals an, die ihre letzten Reserven mobilisierte. Rechts Türken, die johlten, daneben Russen, die Fahnen schwenkten und in die Läufergasse trotz der Absperrung förmlich reingreifen wollten, um uns den Berg hoch zu schieben. Rechts tauchte schließlich unsere Gruppe von laufreisen.de auf, die aus der Anfeuerung auch nicht mehr rauskamen. Die letzten 200 Meter, vor uns die Zielbanner, die Ziellinie, die Zieluhr. Rechts der Obelisk, der zu Konstantins Zeiten aus Ägypten kam. Links die alten Gemäuer des Hippodroms, der blauen Moschee. Unter uns die Laufstrecke, die eine über 3000 Jahre alte Geschichte vorzuweisen hatte. Dann rein ins Ziel mit Gänsehaut Feeling pur. Nachdem die Versorgung im Zielbereich erledigt war, fand sich die Gruppe am vereinbarten Treffpunkt ein und es ging Richtung Hotel. Abends ein gemeinsames Essen zum Abschluss und am anderen Tag noch die riesige, unterirdische Konstantin-Zisterne (Der Versunkene Palast) besichtigt, bis es schließlich um 14.40h auf dem Istanbul Airport take off und tschüss Istanbul hiess.

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Ein unvergessliches Lauferlebnis in einer unglaublichen Metropole. Der Istanbul Marathon ist nicht mit den großen deutschen Stadtmarathons zu vergleichen. Hier ist alles anders. Das beginnt mit der Jahrtausende alten Geschichte und endet bei dem Thema Sicherheit und der Tatsache, dass man das Leitungswasser besser nicht trinkt, was zu Bergen von Plastikflaschen in den Verpflegungsbereichen führt. Denn nur das Wasser in verschlossenen Flaschen ist einigermaßen sicher. Das Thema Marathonverpflegung ist mit zwei Bananenständen und einem Apfelstand auch schnell erzählt. Dafür alle 2,5km ein Wasserstand. Der Zielbereich ist schon durch seinen historischen Bezug unvergleichlich. Die Organisation einer solchen Veranstaltung mit fast 120.000 Menschen ist schon ein Meisterwerk, auch wenn so manche Dinge für Deutsche ordnungsliebende Verhältnisse unglaublich scheinen. Und wenn man dann noch die Stadt ein wenig mit offenen Augen erlebt, gibt es keinen Grund, hier nicht zu laufen.

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