Jerusalem Marathon - ein Laufbericht von Fritz Rietkötter
Jerusalem Marathon. Da schwingt das Außergewöhnliche schon im Namen mit. Die Eckdaten sind schnell zusammengefasst und beinhalten doch so viel: 700 Höhenmeter, Geschichte auf Schritt und Tritt, Sonne, trockener Wind mit leicht sandigem Beigeschmack aus Richtung Wüste, einer der anspruchsvollsten Stadtmarathons weltweit, unglaublich viel zu sehen, jede Menge Zeit mit sich selbst auf den breiten mehrspurigen Straßen zu beschäftigen und klar, eine klasse Ziellinie.
Aber von vorne. Der Wecker klingelte pünktlich um 4.30h, was nicht unbedingt meiner Aufwachzeit entspricht. Aber wie heißt es dich so schön: andere Länder andere Sitten :- ) Also hoch, fertig machen, Frühstücken und mit der Gruppe gemeinsam zum Start/Zielbereich gehen. Die Bekleidungsfrage war diesmal schnell erledigt, denn die Vorhersage verhieß sonniges, klares Wetter.
alle Bilder mit “Jerusalem” Quelle: Jerusalem Marathon
gemeinsam zum Start/Zielbereich, der war riesig - ausgelegta uf einechtes Familiefest und dann rein in das Marathon Starterfeld
Ein Marathon in Jerusalem zu Laufen, das ist schon außergewöhnlich und wahrlich nicht alltäglich. Bereits auf den Weg zum Start/Zielbereich stellte sich dieses besondere Marathon Feeling ein. Da treffen sich tausende Läufer aus ganz unterschiedlichen Nationen in einer Stadt voller Geschichte und voller Gegensätze. Sehr geholfen hat, dass wir bereits am Vortag einen ausgiebigen Stadtrundgang gemacht haben. So waren alle markenten Punkte wie ÖL- und Tempelberg, Altstadt, Klagemauer, Kreuzweg… bekannt und konnten im Laufe Der Streckenführung sehr gut eingeordnet werden. Naja, und dass der Weg hoch auf den Ölberg, so um km19, nicht unbedingt nur Laufspass bedeuten würde, war eben auch schon vorher klar. Bis dahin war aber ja noch etwas Zeit.
Der Start/Zielgebiet brachte schon das erste Wow Gefühl. Ein kompletter Park war mit drei Zielbereichen (für die unterschiedlichen Läufe Marathon, Halbmarathon 10km und 5km, Familienlauf) ausgestattet. Mitten drin jede Menge Angebote für Kurzweil und Kinderbespassung sowie die nötigen Versorgungsbereiche.
erstmal eingroofen und die Ausblicke und Weitblicke geniessen, es ging gleich in die Vollen
morgendliche Ruhe mit Rosmarien imd dann ein Tänzchen mit dem DJ, die hat super aufgelegt, aber ich musste weiter...
Also den Flair der Veranstaltung aufnehmen und ab zum Start. Pünktlich um 7.00h ging es los. Rauf Strecke und rein in eine Reise durch Geschichte und Moderne. Rein in die Stadt Jerusalem. Tolle Aus- und Weitblicke. Regierungsviertel, Altstadt, Wohngebiete, es wurde wirklich alles durchlaufen.
Und immer wieder Steigungen und Gefälle. Klar, es waren 700 Höhemeter zu bewältigen, dass ist schon eine Hausnummer. Damit war von Anfang an klar: nur nicht zu schnell anlaufen. Jeden Korn sparen, denn es sollte noch heftig werden. Für mich als Flachlandtiroler sind 700 Höhenmeter bei deutlich über 20 Grad schon ein Brett. Naja und sehen wollte ich ja auch noch was.
Also langesam Geschwindigkeit aufnehmen, den passenden Rhythmus finden und die ersten km
Kilometer dahin cruisen, so der Plan. Davon wurde allerdings nicht viel, denn die erste Steigung gab es kurz nach dem Start. Der Puls ging etwas hoch. Die ersten Weitblicke über die weißen Häuserreihen am gegenüberliegenden Hang entschädigten jedoch direkt für die erste Streckenerhebung.
Immer wieder der Gegensatz zwischen alter und moderner Architektur. Das Auswärtige Amt mit der kubistischen Bauform, die im traditionellen Etage bau erstellten Wohngebäude.
Und immer wieder der Blick in die Ferne. Die Silhouette von Gebäuden im Sonnenlicht. Ach ja, Sonne. Die war immer dabei. Warum auch nicht. Ist ja Winter in Jerusalem, das sind eben „nur“ 20 - 25 Grad zu erwarten. Dazu dieser leichte Wind, der mit einer leichten, feinen Sandnote angereichert ist. Ab km25 sollte das zur Herausforderung werden, denn Mund und Nase trocknen aus. Man kann gar nicht dagegen trinken. Also immer ausspülen und ausspucken. Mit einem Wasserbauch laufen ist bekanntlich nicht die beste Wahl.
Und weiter, wieder eine Steigung rauf. Wieder knallt der Puls hoch, wieder gibt es jede Menge Aus- und Weitblicke. Die Sonne scheint. Es ist wird wärmer. Hurra, eine Verpflegungsstation. Wieder Wasser aufnehmen und ganz wichtig, die gesamten Laufklamotten immer gut feucht halten. Das bringt Kühlung und schont die Kräfte. Nicht so gut, auf der gesamten Strecke gab es so gut wie keine Elektrolyt Getränke , nur Wasser. Und da, wo man Elektrolyte bekommen könnte, waren sie gerade aus oder mussten neu gemischt werden. Dafür ist nun wirklich keine Zeit, hier ist deutliches Optimierungspotential für den Veranstalter vorhanden.
Stimmung im Tunnel, das war ein echter Kick. Ein Tänzchen mit dem Klarinette Spieler und trommeln durfte ich - ok der Takt.....
auf der einen Seite den Ölberg rauf - dann Aussicht genießen (Richtung Jordan-Bank) - dann auf der anderen Seite wieder runter
Wie heißt es doch so schön: es geht weiter, immer weiter. Irgendwann folgte dann der Aufstieg zum Ölberg. Es war warm, die mehrere Kilometer lange Steigung tat ihr übriges. Der Weitblick über die Palestinänser Gebiete und in die Wüste ließen die Gedanken wieder schweifen. Aber auch diese Steigung ist zu schaffen, irgendwann, hinter der nächsten Kurve, nee doch nicht, geht weiter Berg auf, und weiter bergauf. Dann endlich, der Punkt, wo wir schon am Vortag beim Sightseeing standen beschrieb zusammen mit der Wasserstelle den höchsten Streckenpunkt am Ölberg. Versorgen, nass machen und wieder runter vom Berg.
auf der anderen Seite den Tempelberg hoch und mit richtig Mucke (Bild Mitte) auf den Ohren rein in die Altstadt
Wo es rauf geht, geht es bekanntlich auch wieder runter. Was davon jetzt angenehmer ist, bleibt abhängig vom Streckenpunkt und Streckenverlauf immer situationsabhängig zu klären, irgendwann ist es allerdings egal. Der leichte Wind sorgt für ein schnelles Trocknen der Klamotten und wieder wurde es wärmer.Dann rein in einen Tunnel. Und wer meint, dass der gerade ist, wird je enttäuscht. Auf dem Hinweg bergauf, auf dem Rückweg bergab. Der Tunnel war dennoch geil, denn eine Musikgruppe am Ausgang sorgte für mächtig Stimmung, die einen noch mehrere Kilometer weitertrug und genial durch den Tunnel halte.
Zion Gate, Altstadt Mauer, Geschichte pur. Und endlich auch ein wenig Schatten...
raus aus der Altstadt, dann einen geilen Blick auf den Ölberg (da oben waren wir eben) und weiter, des geht immer weiter....
es gibt so viel zu sehen, man weiss gar nicht, wohin man blicken soll. Im Zweifel erstmal dahin, wo eine Glocke läutet ....
wieder alleine - Marathon arbeiten
Musik können die Israelis. Techno, Pop, Jazz. Es war für jeden etwas dabei. Und das Beste, auf den Weg in die Altstadt gab es kurz vorher mal richtig was auf die Ohren. Da waren mehrere Boxen so ideal auf einer Brücke positioniert, dass die Beschallung schon von weitem und noch lange nach dem Punkt zu hören war, toll. Da Altstädte vorzugsweise an Hängen oder auf Erhebungen liegen, kann man sich denken, wie es hier ist. Über eine Rampe geht es rein in die Altstadt, durch enge Gassen, durch das Zion Gate und immer wieder der Charm von Geschichte, Religion und Tradition. Durch unsere Stadttour vom Vortrag waren die zu durchlaufenden Punkte gut zu identifizieren. Es machte einfach nur Spass, hier zu laufen auch wenn das Streckenprofil einem manchmal dieses Gefühl etwas vermiesen wollte.
Dann ging es auf die letzten Kilometer, wieder über breite Straßen mit Sonne ohne Ende. Steigungen, Gefälle. Jetzt war man alleine mit seinen Gedanken. Jetzt, so um km35, beginnt wieder der Punkt, wo
Marathonlaufen nicht nur Spass macht. Jetzt heißt es wieder, Marathon zu arbeiten. Sich auf den Laufrhythmus konzentrieren, sich von Kilometer zu Kilometer vorarbeiten. Sonne von oben, Steigung von unten. Dahinten die Kurve, dann wieder Steigung. Wieder eine Verpflegungsstelle, wieder eine Ladung Wasser über den Körper und für Kühlung sorgen. Es ist Jerusalem Marathon.
die Kreuzung dahinten hörte man schon von weitem. Musik, Spass, fröhliche Kinde, ein Familiefest. Und dann wieder diese schicken Häuser
Schließlich km40, jetzt noch einen breiten Boulevard entlang. Am Ende der Straße in einer Grünanlage wieder zurück, durch einen kleinen Tunnel und schließlich rauf auf die Ziellinie. Links und rechts die Flaggen, alles mit Teppich ausgelegt, Zuschauer die anfeuern, von weitem das Zieltor mit der Zeitmessung. Für diese letzten Meter werden unzählige Trainingskilometer absolviert. Diese letzten Meter setzen aber auch den Schlußpunkt unter einen super tollen, wie sehr anstrengenden Marathonlauf. Schließlich ging es mit 5:12h über die Ziellinie, wobei die Zielzeit bei diesem Lauf das wohl Unwichtigste überhaupt war.
Das Fazit ist schnell gezogen: ein absolut außergewöhnlicher Stadtmarathon, der aufgrund der Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll ist. Die Streckenführung ist toll und zeigt alles, was Jerusalem zu bieten hat. Die Helfer haben immer ein Lächeln auf den Lippen und sind stets gut drauf, die vielen Musikpunkte machen Lauen. In Sachen Läuferverpflegung ist aber noch echtes Verbesserungspotential vorhanden. Jerusalem Marathon und dann eine Reise durchs Land ist ein absolutes High – Light im Läuferleben, also ran an die Steigungen…
Anschließend eine von Laufreisen.de organisierte Israel Reise erlebt, das ist Läuferurlaub pur.
vorbereiten auf einen geilen Zieleinlauf
Zieleinlauf, hoch emotional, dafür trainiert man, dafür arbeitet man auf der Strecke, immer wieder die schönsten Meter