Riga Marathon - ein Laufbericht von Fritz Rietkötter
Marathon ist mehr als nur Laufen. Diese Erkenntnis wurde beim Riga Marathon einmal mehr bestätigt. Für Riga hieß das: eine tolle Stadt und deren Geschichte erkunden, einen Marathon bei fast 30 Grad bestehen, mit meinem 15. internationalen Start ein kleines persönliches Jubiläum feiern und mit einer spassigen Reisegruppe eine tolle Zeit erleben.
Los ging es am frühen Freitag Morgen vom Frankfurt Flughafen in Richtung Riga. Ein Teil der Reisegruppe von laufreisen.de traf sich bereits im Check-In Gate und so gab es erste Gelegenheit, sich kennen zu lernen. Flugzeit von unter 2 Stunden und ein „niedlicher“ (weil überschaubarer) Flughafen Riga machen die Anreise relativ unkompliziert.
Nachdem die Koffer ausgepackt und sich die Gruppe beim ersten Meeting etwas näher kennen gelernt hat, ging es zur Marathon Messe. Startunterlagen abholen und schon mal etwas Marathon
Riga war ein echtes Erlebnis
Luft schnuppern, da kam direkt Vorfreude auf den Sonntag auf. Abends dann gemeinsam in Riga essen und die „flüssige“ Küche kennen lernen. Morgens dann einen kleinen Morgenlauf, so kann es weiter gehen.
Marathon Messe, erste Eindrücke
Marathon Messe, erste Eindrücke
Marathon Messe, erste Eindrücke
Morgenläufe sind auch eine sehr gute Möglichkeit, eine Stadt kennen zu lernen. Ist dann noch so ruhig...
Weitblicke in der Früh
russischer Klassizismus und dazu Holz
Die Stadtführung auch durch die Markthallen
Der Samstag war für eine Stadtführung am Vormittag und mit freier Zeit am Nachmittag verplant. Schon spannend, was es alles in Riga zu sehen gibt. Wie sich hier die Hanse – Geschichte, berühmte Söhne (z.B. Heinz Erhardt) der Stadt, Baukultur und Musikkultur entwickelt sowie miteinander vermischen haben.
es gab viel zu erkunden
Bier gibt es auch :- )
Bremer Stadtmusikanten als Geschenk aus Bremen
die Freiheitsstatue mit den 3 Sternen für jede Region
toll
Rathaus
Sonntag endlich der Marathon und Montag ein Ausflug ins lettische Ethnographische Freilichtmuseum (älteste Freilichtmuseum Europas) nahe Riga am Jugla See sowie an den Riga Ostsee Strand Jurmala. Dieser Tag als kleine Erholungsphase mit Kultur verging quasi wie im Flug. Alles perfekt organisiert und immer mit dem Quäntchen Spass, was will man mehr… Wobei, der Hauptpunkt war natürlich der Riga Marathon. Eine Laufveranstaltung mit über 20.000 Teilnehmern aus über 60 Nationen. Wetter knapp unter 30 Grad, keine wesentlichen Schattenbereiche und immer die Altstadt Kulissen von Riga vor Augen. Es war also angerichtet. Für mich stand keine Zielzeit auf dem Plan. Irgendwas um die 4:15h bis max 4:30h sollten es zwar sein. Wenn die aber nicht erreicht wurden, war es auch egal. Das zu erwartende warme Wetter mit kaum schattigen Streckenteilen sowie die tolle Laufstrecke rückten das Thema Laufzeit selbstredend für mich in den absoluten Hintergrund.
auf zum Start
rein in den Startblock
Vorfreude
mit Spass in den Marathon
und los
richtig was los
Schon der Start um 8.40h war „anders“ als gewohnt. Das sollte aber nicht die Einzige Abweichung bleiben. Bekommt man sonst im Startbereich die Bässe von ACDC oder Queen auf die Ohren, wurde hier Wagner gespielt. Naja, der hat hier ja schließlich auch lange Station gemacht. Da fehlte eigentlich nur noch eine Heinz-Erhardt-Weise aus den Boxen…., die gab es aber nicht :- ) Es war schon beeindruckend, wie sich das Startfeld langsam sammelte. Da Halbmarathon und Marathon gemeinsam auf die Strecke geschickt wurden, konnten Maria und ich die ersten Kilometer auch zusammen angehen. Im Startblock spürte man wieder diesen internationalen Charme, der bei einer solchen Großveranstaltung fast schon zur Normalität gehört. Vor uns Polen, Ukrainer, Letten, neben uns Spanier die mal richtig Stimmung machten. Daneben Israelis und Russen. Alle friedlich nebeneinander. Zwischendurch wurden immer wieder Nationen zum Teil in ihrer Landessprache begrüßt. Ich persönlich finde diese Zeit, so kurz vor dem Start, immer irgendwie bewegend. Da spürt man förmlich, dass die Welt zu Gast ist. In diesem Fall zu Gast in Riga.
viel zu sehen an der Strecke
die warten auf den Ansturm, top organisiert
Eliteläufer, die sind fix :- )
Dann war es soweit, bei sonnigem Wetter wurden erst die Eliteläufer und anschließend das Hauptfeld auf die Strecke geschickt. Zwar war es noch etwas frisch aber die schon morgens von einem blauen Himmel lachende Sonne kündete von dem, was uns im Laufe des Marathon noch erwarten sollte. Fast 30 Grad und kaum ein Streckenteil, der beschattet war. Naja, es ist ja Marathon, also los und erstmal den Rhythmus aufnehmen.
Meter um Meter ging es rein in diesen tollen Lauf. Rechts und links die Zuschauer, die über uns verlaufende Brücke war mit ebenfalls mit Zuschauern „voll“ belegt. Ein toller Start in den Lauf. Zunächst ein wenig Altstadt und dann das Elitefeld. Die kamen irgendwo vor der Vansu – Brücke auf der Gegenseite ins Blickfeld. Wenn man selber läuft und damit einen optimalen Vergleich zu deren Geschwindigkeit hat, merkt man erstmal, was dort für ein Tempo gelaufen wird. Der Sieger pulverisierte später mit 2:08:51 die letztjährige Siegerzeit, die damals um 2:11h lag.
rauf auf die Brücke
runter von der Brücke
Gegenverkehr
Wohnviertel
Versorgung mit Stil
und wieder Richtung Brücke
rauf auf die Brücke
Weitblick genießen
Marathon mit Nato - Versorgung
Aber egal, das erste High – Light wartete. Es ging auf die 4-spurige Vansu-Brücke. Durch die leichte Steigung vor der Brücke sah man dieses beeindruckende Läuferfeld, wo tausende Läufer vor und hinter mir einem einen scheinbar endlos farbigen Strom bildeten. Dazu die Stahlaufhängung der großen Brücke, die moderne Hochhäuser die Silber in der Sonne glitzerten, der seichte Fluss Düna, der blaue Himmel. Es war alles wie gemalt. Da kommt man schon ins Schwärmen… Schließlich rauf auf die Brücke und den beiderseitigen Ausblick über den Fluss genießen. Zum ersten Mal Puls-Kontrolle, es lief alles ruhig und rund bei mir. Hinter der Brücke folgte eine Wendemarke in einem kleinen Stadtteil. Dann wieder rauf auf die Brücke, jetzt mit Blick auf die Altstadt. Davor der Fluss, Sonne, blauer Himmel, rechts die lettische Fahne sowie der Fernsehturm. Jetzt war die Zeit, um Marathon zu genießen.
Gänsehaut Feeling
und immer die lettischen Region auf der Säule u zum Abklatschen
der war gut drauf
Schließlich ging es wieder Richtung Altstadt und dann über die zweite Brücke. Dort am Ende links und entlang einer gefühlt nicht aufhörenden schnurrgeraden Straße. Links der Fluss, rechts die Wohn- und Geschäftsblocks des Stadtteils. Monotonie und Wärme trafen hier aufeinander. War eben noch Marathon genießen angesagt, heisst es jetzt Marathon arbeiten. Irgendwo auf diesem Streckenteil haben die Veranstalter eine außerplanmäßige Pumpstation aufgebaut und brachten jede Menge Wasser auf die Strecken und unter die Läufer. Schön langsam durch und erstmal abkühlen. Herrlich, so eine Duscheinlage.
Schließlich weiter Richtung Hochstraße. Die war halbseitig gesperrt und führte abermals über den Fluß und damit wieder Richtung Altstadt. Diesmal ging es mit Weitblick über die Brücke. Links Riga, rechts das Umland sowie der Fernsehturm. Dazu auf beiden Seiten und unter uns - na klar – die Düma. Der Ausblick war schon toll. Dann in einem Schlenker wieder ran an den… Fluss :- )
Strecken - Eindrücke
die Nationen
na klar, bei meiner Fahne wird angehalten
da hinten waren wir schon
perfektes Wetter
da hinten ist das Ziel
rauf auf die Hochstraße, mit Musik...
und wieder diese herrlichen Weitblicke
Abkühlung, so wichtig bei fast 30 Grad
mein Kumpel war auch dabei
auf zur zweiten Runde
es wurde ruhiger, Marathon ist auch Arbeit
Nach dem Durchlaufen des Start / Zielgebietes ging es auf die zweite Runde, diesmal ohne den Streckenteil Schnellstraße, dafür aber mit viel Altstadt Häuser und vor allem mit dem Lauf in das „neue“ Riga. Moderne Hochhäuser, breit angelegte Straßen, moderne Architektur. Dazu Sonne satt und immer wieder die Erkenntnis: Marathon bei ca. 30 Grad ist anstrengend und geht an die Fitness. Immer wieder Puls und Zeit kontrollieren. Immer wieder durch die vom Veranstalter zusätzlich aufgebauten Duschen am Straßenrand. Hier in der Neustadt wurde das Laufen monotoner, Laufrhythmus halten, nicht nachdenken, einfach laufen, Schritt um Schritt abspulen, Meter um Meter weiter kommen. Wie schon so häufig fällt mir auch hier mein Laufspruch ein: es geht weiter, immer weiter.
die moderne Neustadt
und wieder Wasserkühlung
und wieder Stimmungsmacher
hier gab es ABBA auf die Ohren
Symbole gab es viele
2km noch
Jetzt, so um die km 30 – 38 merkte man, dass viele Läufer an ihre Grenzen kamen. Viele fingen an zu gehen, einige standen am Straßenrand und von weitem hört man immer wieder irgendein Martinshorn. Marathon ist und bleibt eine extreme Anstrengung für Körper und Geist. Und bei solchen sommerlichen Temperaturen schon erst recht. Ich blieb konstant bei meinem Tempo. Nicht schneller, nicht langsamer, einfach durchlaufen. Jede Versorgung mitnehmen. Immer dafür sorgen, dass die Laufsachen nass bleiben, um die Kühlung zu optimieren. Konzentriert laufen. Puls kontrollieren. Bei aller Anstrengung, es lief.
ein letztes Mal durch die Regionen des Landes
die hatten Rhythmus
und rauf auf die Zielgerade
Wieder durch die Altstadt, wieder entlang des Fahnenspalier und die vielen in Trachten gekleideten Helfer abklatschen. Die hatten Spass, verbreiteten gute Laune und hatten immer ein Lächeln auf den Lippen. So können die letzten Kilometer gerne vergehen. Die Monotonie der Neustadt ist geschafft. Jetzt wurden die Zuschauer am Rand auch wieder mehr. Die hatten ihren Spass und schickten uns Läufer mit Applaus in Richtung Zielgerade. Von weitem kam ein letztes Mal die große Vansu Brücke in Sicht. Dann hiess es, rechts abbiegen und rauf auf die Zielgerade. Der breite Zielkorridor lies das Gänsehautfeeling abermals ansteigen. Die letzten Meter machen alle Anstrengungen vergessen. Die Ziellinie kam in Sicht, rechts und links die Zuschauer – Tribünen, über der Ziellinie das große Banner und die Uhr. Das sind die Meter, für die man sich durch Trainings- und Wettkampfkilometer arbeitet. Einzig auf diese letzten Meter ist der Marathontag ausgerichtet. Bei mir blieb die Uhr mit 4:23h trotz der heißen Temperaturen in einer persönlich guten Zeit stehen. Die anschließende Zielverpflegung war ebenfalls genial. Direkt an der Düna gab es Gelegenheit, die Kräfte aufzufüllen und sich mit anderen Läufern auszutauschen. Herrlich, so unter den Bäumen am Flussufer sitzen und einfach die Gedanken nach und über den Lauf fliegen lassen… Später traf ich Maria, die mit 2:16h ihren Halbmarathon finishte und unsere Laufreisen – Gruppe wieder. Alle gut drauf, was will man mehr…
geschafft
Marathon - Verpflegung am Fluß - perfekte Stimmung
Reden mit einem Russen auf Deutsch - international
So nimmt ein sehr gut organisierter Marathon in einer an Geschichte reichen Stadt sein Ende. Immer freundliche Helfer, eine tolle Streckenführung und jede Menge Internationalität machen den Riga Marathon zu einem Muss im Marathon Kalender.
Night-Life nach dem Marathon musste auch sein, klar!
Cocktail in der Skybar - da unten waren wir...
Unsere Riga – Reise ging am nächsten Tag mit Ostsee und Museumsdorf noch weiter und zeigte einmal mehr, dass Marathon eben mehr ist als nur Laufen…
unser Guide Mike, der war richtig gut
was es alles zu erkunden gibt
man könnte denken, dass da Rotkäpchen gleich kommt
nochmal an die Ostsee und Seele baumeln lassen
Fernweh? Nee :- ) Tschüß Riga und wer weiss, vielleicht komme ich nochmal wieder. Es war soooo schön